Es ist viel passiert in den vergangenen beiden Wochen | Corona-Pandemie | Danksagung | Gebet |
Das Corona-Virus breitet sich weiter aus. Von China und Südostasien nach Europa in die USA, nach Afrika und nach Südamerika. Nach Italien und Spanien steht Deutschland derzeit in der Zahl der Infizierten an dritter Stelle. Doch das sind immer nur Momentaufnahmen. Schon morgen sehen die Statistiken wieder anders aus. Hinter den abstrakten Zahlen stecken Tragödien. In Italien stirbt derzeit fast minütlich ein Corona-Infizierter und hinterlässt Angehörige, die oft noch nicht mal Gelegenheit hatten, Abschied zu nehmen. Fassungslos schauen wir auf die täglich neuen Horrornachrichten und können nur ahnen wie es den Betroffenen geht, Menschen im Iran, in Venezuela, in New York oder New Orleans, in Finnland oder der Türkei.
Nach den ersten Schockmomenten greift die Politik jetzt durch. Wirtschaft und Gesellschaft ziehen mit. Wir alle halten uns an die von Experten empfohlenen und von politisch Verantwortlichen beschlossenen Maßnahmen. Nicht erst seit die Kanzlerin es in ihrer Fernsehansprache betonte, wissen wir: Die Lage ist ernst. Wir nehmen sie auch ernst.
Allmählich gewöhnen wir uns an das Leben mit dem Virus, an Menschen mit Schals vor Mund und Nase, an Abstandslinien und Plexiglasscheiben im Supermarkt, waschen uns regelmäßig die Hände und halten sorgfältig Abstand zu anderen Menschen, egal wo wir sind. Jeder und jede kann zur Risikogruppe zählen. Das Virus macht keinen Unterschied. Vor ihm sind alle gleich, egal welcher Nation, welcher Herkunft, welchen Geschlechts, welcher Religion. Covid-19 ist schrecklich, aber rassistisch ist es nicht.
Urlaube, Flüge und Reisen sind längst abgesagt. Irgendwo in der Wohnung ist ein provisorisches Home-Office eingerichtet. Kinos und Theater, Restaurants und Sportvereine, Geschäfte und Fabriken, sie alle sind vorübergehend geschlossen, um die Ansteckungsgefahr für Kunden und Mitarbeiter zu reduzieren. Und trotzdem sind alle Menschen in vollem Einsatz.
Zutiefst dankbar schauen wir auf die Menschen in den Krankenhäusern und Altenheimen, die sich für alles wappnen, was da noch kommen könnte. Ärztinnen, Krankenpflegerinnen und auch das Reinigungspersonal zählen momentan zu den wichtigsten Berufsgruppen in der ganzen Welt. Dankbar sind wir auch den Menschen im Lebensmittelhandel und in Apotheken, die ihre eigene Gesundheit riskieren, um uns mit dem Notwendigsten zu versorgen. Dank zollen wir auch all jenen, die für eine Notversorgung in den Kindertagesstätten und Vorschulen sorgen, genauso wie jenen, die als Busfahrer und Zugschaffner für ein Fortbestehen der Mobilität sorgen. Dank verdienen die Menschen in den Medien, die uns sachlich und seriös informieren; Dank verdienen die Menschen in Politik und Behörden, die alte Streitigkeiten beiseitegelegt haben, um gemeinsam den Staatsapparat auf Krisenmodus umzustellen; und Dank verdienen die Menschen in Wissenschaft und Forschung, die alle ihre Energie darin investieren, ein Heilmittel oder einen Impfstoff zu entdecken, der diesen Virus endlich besiegt.
Wir bedanken uns auch bei den VertreterInnen der Religionen, die unabhängig von ethnischer und religiöser Zugehörigkeit für die gesamte Menschheit beten.
Diese Krise, von der es heißt, dass wir erst am Anfang stehen, stellt alles in Frage, was vormals selbstverständlich schien. Und es ist klar: Wir müssen uns darauf einstellen, dass dieser Zustand länger dauern wird. All die – bis vor wenigen Wochen unvorstellbaren – Maßnahmen, die wir jetzt ertragen, ohne zu klagen, werden wir solange wie nötig aufrechterhalten. Und schlimmstenfalls bauen wir sie auch noch weiter aus.
Das Gute in jeder Lage erkennen
So schlimm die Lage derzeit ist, so können wir doch das Gute daran erkennen. Vieles, was vor der Krise so oft zurückgewiesen und verweigert wurde, ist jetzt plötzlich überlebenswichtig. Wir bauen die Welt gerade im Höchsttempo zu einer digitalen Gesellschaft um und werden dabei wieder so menschlich wie wir es lange nicht mehr waren. In allen Bereichen. Selbstverständlich gehen wir in virtuelle Meetings, selbstverständlich flexibilisieren wir unsere Arbeitszeiten. Wir kümmern uns neben dem Job um unsere Familien, machen den Haushalt, kochen, sorgen dafür, dass unsere Kinder frische Luft, ausreichend Bewegung und egal wie auch noch irgendeine Art von Unterricht bekommen. Wir stehen brav in der Schlange vor dem Supermarkt und halten Abstand zu den Verkäufern auf dem Wochenmarkt.
Distanz ist die neue Fürsorge. Das haben wir in Blitzesschnelle gelernt. So ist unser ungewöhnliches Verhalten nicht simple Eigenverantwortung, sondern vor allem Ausdruck von Achtsamkeit und Solidarität. Denn dieses Virus können wir nur gemeinsam aufhalten. Wir hören ganz genau auf die Bedürfnisse unserer Mitmenschen, stellen uns darauf ein, überwinden Grenzen, setzen Kräfte frei. Wir machen einfach, handeln spontan, klug und pragmatisch. Miteinander. Füreinander.
Wir sorgen uns um unsere Eltern und Großeltern, um Verwandte, Freunde und Kollegen mit Vorerkrankungen mehr als um uns selbst. Wir sind in Kontakt mit Erkrankten oder mit denen, die sicherheitshalber in Quarantäne leben. Wir kümmern uns um sie und unterstützen sie, wo es geht.
Viele von uns wachsen gerade über sich hinaus. Ängste und Zweifel mögen an uns nagen. Deswegen brauchen wir auch und gerade in den Hochzeiten der Krise Orte der Ruhe und Momente der Stille, in denen wir solch negativen Gefühlen Raum geben können. Als gläubige Menschen haben wir das Glück, auf Allah vertrauen zu können. Wir können beten, dass diese schlimme Zeit bald vorüber ist. Wir können beten, dass Allah den Menschen die Kraft gibt, all die schweren Prüfungen zu überstehen. Wir können beten, dass uns irgendwann die Sonne wieder ins Gesicht lacht und wir beseelt vom menschlichen Miteinander wieder zurücklachen.
Denn das Leben geht weiter.
Mit freundlichen Grüßen
Ercan Karakoyun Vorstandsvorsitzender
Stiftung Dialog und Bildung
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