Tag gegen antimuslimischen Rassismus

Am 1. Juli findet der Tag gegen antimuslimischen Rassismus statt, der auf den Mord an Marwa El-Sherbini aufmerksam macht und seitdem für entschiedenes Eintreten für eine solidarische, demokratische, freiheitliche und multireligiöse Gesellschaft steht.

Am 1. Juli 2009 wurde El-Sherbini aus antimuslimischen Motiven im Landgericht Dresden getötet. Ein Jahr zuvor wurde sie und ihr Kind rassistisch beleidigt, woraufhin El-Sherbini eine Anzeige erstattete. Am Tag ihres Mordes war sie als Zeugin in dem Berufungsverfahren geladen. Der Mord an der schwangeren 32-jährigen Pharmazeutin wurde auch deutschlandweit zur Zäsur dafür, was Islamfeindlichkeit für Folgen haben kann.

marwa el sherbini
© Forum Dialog Berlin

Bericht zur Muslimfeindlichkeit in Deutschland

Ein vom Innenministerium ins Leben gerufener unabhängiger Expertenkreis hat den Abschlussbericht zur Muslimfeindlichkeit in Deutschland vorgestellt. Der Bericht stellt fest, dass antimuslimischer Rassismus weit verbreitet und Teil des Alltags in der Gesellschaft ist. Er basiert auf wissenschaftlichen Studien, der polizeilichen Kriminalstatistik und der Dokumentation von muslimfeindlichen Vorfällen.

Der Bericht enthält konkrete Handlungsempfehlungen für staatliche und gesellschaftliche Ebenen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) betont die Bedeutung des Berichts und das Ziel, Diskriminierung abzubauen und Musliminnen und Muslime vor Ausgrenzung zu schützen. Der Expertenkreis definiert Muslimfeindlichkeit als die pauschale Zuschreibung bedrohlicher Eigenschaften gegenüber Muslimen, was zu Ausgrenzung, Diskriminierung und sogar Gewalt führen kann.
Der Expertenkreis wurde im September 2020 einberufen, um im Kampf gegen Muslimfeindlichkeit zu intensivieren. Die Arbeit des Expertenkreises wurde von der Deutschen Islam Konferenz finanziert. Die weitere Befassung mit dem Bericht erfolgt im Rahmen der Deutschen Islam Konferenz, einschließlich einer geplanten Fachkonferenz im Herbst dieses Jahres.

Wer war Marwa El-Sherbini?

Marwa El-Sherbini wurde 1977 in der ägyptischen Stadt Alexandria geboren. Sie war war die Tochter des Chemiker-Ehepaares Ali El-Sherbini und Laila Shams. 1995 machte sie ihren Abschluss an der English Girls College, wo sie auch als Schulsprecherin engagiert war.  1992 bis 1999 war sie Mitglied der Handballnationalmannschaft und wurde 1998 sowie 1999 Dritte bei den arabischen Meisterschaften. Nach ihrem Abschluss an dem English Girls College studierte sie in ihrer Heimat Pharmazie. 2005 kam sie gemeinsam mit ihrem Mann, dem Biologen Elwy Ali Okaz, nach Deutschland. Seit 2008 lebte die Familie in Dresden, wo Marwa El-Sherbini in einer Apotheke arbeitete.

Im August 2008 wurde Marwa El-Sherbini von ihrem späteren Mörder auf einem Dresdner Spielplatz als „Islamistin“ und „Terroristin“ beschimpft. Nach einer Anzeige bei der Polizei kam es am 1. Juli 2009 zur Gerichtsverhandlung im Dresdner Landgericht, bei der die schwangere El-Sherbini als Zeugin aussagen sollte. Als sie den Gerichtssaal verlassen wollte, attackierte sie der Angeklagte und Mörder w. mit einem Messer, dass er in einem Gerichtssaal mit dabei hatte. Es vergingen Minuten, bis die Mitglieder des Gerichts intervenierten. Mit 18 Messerstiche stürzte El-Sherbini zu Boden. Ihr Ehemann wurde mit 16 Stichen verletzt. Der herbeigerufener Polizist stürmte in den Gerichtssaal und zielte statt auf den Attentäter auf den helfenden Ehemann.

Der dreijährige Sohn, welcher ebenfalls mit im Gerichtssaal war, wurde Zeuge, wie seine Mutter vor ihm starb und der Vater schwer verletzt wurde. Der Täter wurde wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt; die besondere Schwere der Schuld wurde festgestellt. Jedoch blieben die Versuche der Familie el-Sherbini, die Umstände des Mordes und die Verantwortung der sächsischen Justiz zu klären, ohne Erfolg. Obwohl bekannt war, dass w. El-Sherbini auch in einem Brief bedroht hatte, wurde im Vorfeld keinerlei Sicherheitsmaßnahmen errichtet. Bis zu diesem Zeitpunkt  existierten im Landgericht im Allgemeinen keine Sicherheitskontrollen. Diese wurden erst nach dem Mord eingeführt. 

Marwa El-Sherbini wurde in Dresden in einem Gerichtssaal am 01. Juli um 11:07 aus rassistischem und islamfeindlichem Hass ermordet.

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