FAQ

Auf dieser Seite findet ihr die meistgesuchten Fragen und Antworten rund um Hizmet, Fethullah Gülen und das Engagement in Deutschland. Neben grundlegenden Verständnisfragen werden auch aktuelle und politisch relevante Themen behandelt. Diese Seite wird fortwährend aktualisiert. Wir freuen uns über euer Feedback sowie neue Fragen, die wir auf dieser Seite beantworten sollten.

Hizmet
Grundlegende Fragen rund um Hizmet und dem Engagement in Deutschland.

Die Gülen-Bewegung bzw. Hizmet (deutsch: Engagement) wie wir uns selbst bezeichnen, ist eine muslimisch motivierte, pazifistische, gesellschaftliche/soziale Bewegung, die versucht, Menschen dazu zu motivieren, sich gesellschaftlich in vielfältigen Bereichen einzubringen. Wir sind eine zivilgesellschaftliche Bewegung für Bildung und Dialog, wir setzen uns ein für Demokratie, Völkerverständigung, Religionsfreiheit und Menschenrechte. Bildung ist für uns der Schlüssel zu einer besseren, friedlichen Gesellschaft.
„Gülen-Bewegung“ ist eine Bezeichnung, die lange Zeit, in Anlehnung auf den Ideengeber Fethullah Gülen, genutzt wurde. Mitglieder und Gülen selbst distanzieren sich von dieser Bezeichnung und bevorzugen die korrekte Formulierung “Hizmet”.

Mehr unter:

  • „Hizmet. Fragen und Antworten zur Gülen Bewegung“. Muhammet Cetin. Main Donau Verlag.
  • „Die Gülen-Bewegung. Zwischen Predigt und Praxis“. HG. Ursula Boos-Nünning. Aschendorff Verlag.

Die Menschen in Hizmet sind bürgerschaftlich und freiwillig engagiert. Sie partizipieren an der Gesellschaft. Sie übernehmen in Vereinen und Verbänden, in sozialen und kulturellen Projekten in vielfältiger Weise gesellschaftliche Verantwortung. Zivilgesellschaftliches Engagement ist einer der wichtigsten Bestandteile einer funktionierenden Gesellschaft. Bürgerschaftliches Engagement beinhaltet für uns, Verantwortung für die eigenen Belange und Interessen zu übernehmen und zugleich Verantwortung für Gesellschaft und Gemeinschaft als Ganzem mit zu tragen. Sie ist sowohl darauf gerichtet, andere Menschen zu unterstützen, die Hilfen benötigen, als auch eigenen Bedürfnissen und Interessen gerecht zu werden.
Die Menschen in Hizmet sind in hohem Maße gesellschaftlich engagiert, sowohl bezogen auf ihre Herkunftskultur als auch in der lokalen Gesellschaft. Sie engagieren sich in den Bereichen Bildung, Dialog sowie Kunst und Kultur. Sie organisieren Projekte der humanitären Hilfe und zur spirituellen Entwicklung.

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  • „Der Mensch des Dienstes bei Fethullah Gülen: Nachfolger des vollkommenen Menschen in der islamischen Mystik?“. Muhammed Akdag. Verlag???

Bildung ist die Grundlage für alle Arten von sozialer und individueller Entwicklung. Bildung schafft Frieden. Aber gerade Bildung ist auch die primärste und häufigste Ebene, an der Ausschlussmechanismen und Chancenungleichheit bei Zugängen geschaffen werden. Deswegen ist der Bildungssektor für die Menschen in Hizmet ein wesentliches Feld ihres Engagements: Wir eröffnen und betreiben Schulen, Universitäten, Internate und andere Bildungseinrichtungen. Wir organisieren und veranstalten Nachhilfeprogramme, Kurse, Seminare und Workshops aller Art für Menschen jeden Alters, jeder Religion und jeder Herkunft, damit Bildung kein Privileg, sondern ein Recht für alle wird. In den letzten Jahren erfüllen einige Einrichtungen einen wichtigen Dienst im Bereich der Geflüchteten Hilfe zum Beispiel durch Deutsch- und Integrationskurse.

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  • „Wir sind Teil dieser Gesellschaft. Einblicke in die Bildungsinitiativen der Gülen-Bewegung“. Jochen Ties. Herder Verlag.

Dialog fördert gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalt. Deswegen betreiben Menschen in Hizmet vor allem solche Aktivitäten, die es zum Ziel haben, Vorurteile und Ressentiments abzubauen. Wir möchten dabei helfen, negative Gefühle wie Zorn, Angst oder Hass, die oftmals in Unkenntnis verankert sind, zu reduzieren und stattdessen Empathie zu entwickeln, um Vertrauen und sozialen Frieden zu etablieren. Wir entwickeln Maßnahmen, um Feindseligkeit, Diskriminierung, Rassismus und Gewalt vorzubeugen, etwa indem wir Menschen ermöglichen, einander besser kennenzulernen und lernen, sich wechselseitig so zu akzeptieren, wie sie jeweils sind.

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  • “Dialog in Islam: Quran, Sunna, History”. Ahmet Kurucan, Mustafa Kasim Erol. Dialog Society.
  • https://sdub.de/dialog/

Die Motivation vieler Hizmet Menschen begründet sich auf ihrem Glauben, überwiegend dem sunnitischen Sufi-Islam. Nach unserer religiösen Überzeugung ist es unsere Pflicht, uns friedlich für die Gesellschaft zu engagieren. Zu den berühmten fünf Säulen des Islam gehört – neben dem Glaubensbekenntnis, dem Gebet, der Mekka Reise, der Fastenzeit auch das Zakãt, das Spenden. Wir spenden Geld oder Zeit, damit die Welt eine bessere wird. Unser Ziel ist nicht, Menschen zu missionieren oder für unsere Organisation zu werben. Wir wollen Menschen dafür begeistern, sich gesellschaftlich zu engagieren. Wir möchten, dass Menschen lernen, sich individuell weiterentwickeln und sich aktiv und konstruktiv am gesellschaftlichen Miteinander beteiligen. Selbst wenn die Motivation unseres zivilgesellschaftlichen Engagements religiös motiviert sein kann, ist der Aktionsradius nicht im religiösen Feld begrenzt.

In der konkreten, äußerst pragmatischen Bildungsarbeit verwirklicht sich ein Grundprinzip der Hizmet-Bewegung: „Positiv denken, positiv handeln!“ – „Müsbet hareket!“ Wenn man sonst in Deutschland über Bürgerengagement spricht, ist meist die Rede von Protestbewegungen, von Wutbürgern und Widerstand. Die Bürger sind gegen dies oder gegen das, ob Atomkraft, Windräder oder ungerechte Löhne. Es wird demonstriert und protestiert. Am Ende liegt die Verantwortung beim Staat beziehungsweise bei den politisch Verantwortlichen, wie viel Rücksicht sie auf diesen Protest nehmen oder nicht. Deswegen gilt: Je lauter gebrüllt wird, desto größer die Chance, sich durchzusetzen. Die Hizmet-Bewegung ist durch den Sufi-Islam geprägt. Wenn also etwas anders läuft, als man sich das wünscht, dann begegnen wir dem nicht mit Lärm oder Aggression. Statt zu jammern und zu klagen, bemühen wir uns darum, Alternativen zu entwickeln und Lösungen zu finden. Wir fragen uns, was wir tun können, um die Situation zu verändern. Wir übernehmen Verantwortung. Wir bereichern die Gesellschaft.

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Fethullah Gülen — Hocaefendi
Wer ist Fethullah Gülen und für welche Werte steht er ein?

Fethullah Gülen ist ein muslimischer Gelehrter, Autor und Dichter. Er wurde 1941 in Erzurum in der Ost-Türkei geboren. Mit seinen Lehren zu interreligiösem Dialog, friedlichem Miteinander und seinem Einsatz für Bildung als Schlüssel zu Entwicklung und Wohlstand bewegt er seit Jahren Menschen auf der ganzen Welt zu ehrenamtlichem Engagement. Er wird von vielen als ein wichtiger muslimischer Gelehrter und interreligiöser Partner geschätzt, der sich für die Vereinbarkeit des Islam mit Demokratie und Moderne und deren Antworten auf Fragen unserer Zeit einsetzt. Anhänger der Bewegung nennen ihn “Hocaefendi”. Seit 1999 lebt Fethullah Gülen in den Vereinigten Staaten von Amerika im Bundesstaat Pennsylvania. Seine Lehren sind für viele Menschen wichtige Quellen der Inspiration.

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  • „Die Gülen Bewegung. Was sie ist, was sie will“. Ercan Karakoyun. Herder Verlag.
  • „Was ich denke, was ich glaube“. Fethullah Gülen. Herder Verlag
  • https://sdub.de/fethullah-guelen/

Fethullah Gülen ist ein pazifistischer Sufi-Mystiker, der sich zeitlebens für Bildung und Dialog engagierte. Im Zentrum seiner religiösen, philosophischen und intellektuellen Überlegungen steht stets der Mensch selbst. Ab etwa den 1970er Jahren konzentrierte er sich auf die Erkenntnis, dass die zentrale Aufgabe der Türkei, der islamischen Welt und der gesamten Menschheit nur eins sei: Bildung und Erziehung des Menschen. Statt klassischer religiöser Erziehung stellte er die modernen Schulfächer in den Mittelpunkt der Lehre. Kinder sollten Mathematik, Physik, Chemie und moderne Sprachen lernen. Doch dabei sollte es nicht um stupides Anhäufen von Wissen gehen, sondern die kritische Reflexion des Gelernten angeregt werden. Hierbei kam nun die Tradition des Sohbets, der islamischen Gesprächskultur, zum Tragen. Indem er mit anderen Menschen das Gespräch suchte, ihnen Fragen stellte und sie zum eigenständigen Denken motivierte, ebnete er ihnen den Zugang zu spirituellen Erfahrungen.
Gülen bezieht in seine Texte und Vorträge Weisheiten und Lehren von muslimischen Gelehrten wie Said Nursi, Mevlana Celaleddin Rumi, Ibn-i Arabi, Muhammed Ikbal aber auch westlichen Wissenschaftlern und Denkern wie Schopenhauer, Kant, Rousseau und weitere.

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  • „Muslime zwischen Tradition und Moderne. Die Gülen-Bewegung als Brücke zwischen den Kulturen“. Hg. Walter Homolka. Herder Verlag.
  • „Zwischen Netzwerk und Diskurs. Das Bildungsnetzwerk um Fethullah Gülen: Die flexible Umsetzung modernen islamischen Gedankenguts“. Bekim Agai. EB-Verlag.
  • https://sdub.de/werte/

Gülen fühlt sich den Traditionen, den althergebrachten Werten verbunden. Er bewegte sich zeitlebens zwischen den traditionellen kulturellen Werten eines Imam und der modernen westlichen Zivilisation eines Angestellten des kemalistischen Staats. Was derart unversöhnlich schien, musste er in seiner Biografie vereinen – und fand den Brückenschlag zwischen den zwei völlig verschiedenen Denkrichtungen in einer spirituellen Denkweise. Seine Überzeugung: Religiöse Werte und wissenschaftliche Tatsachen schließen sich gegenseitig nicht aus, sondern lassen sich in schöner Harmonie vereinen, wenn man sie im Dienst an der Menschheit betrachtet und anwendet.

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Schon in den 70er Jahren rief Gülen die Menschen dazu auf, sich für das Wissen der Welt zu öffnen, die Kinder in die Schule zu schicken und die Erkenntnisse der Wissenschaften studieren zu lassen. In einem paternalistischen Staat, in dem die Machthaber mit Waffengewalt sicherstellen, dass die Bürger keine allzu eigenständigen Ideen entwickeln, mahnte Gülen als simpler Provinz-Prediger die Menschen zum Denken und Lernen. Er motivierte sie dazu, Verantwortung für sich und für ihre Mitmenschen zu übernehmen. In einer ländlich strukturierten Türkei, in der nur eine wirtschaftliche und militärische Elite auf teuren Privatschulen gebildet wurde, und die ländliche Bevölkerung in armseligen Dorfschulen höchstens die Grundlagen des Lesen und Schreibens vermittelt bekam, war derlei Gedankengut revolutionär. Gülen selbst bezeichnet sich weder als Reformer noch als Revolutionär.
Warum wird

Die Botschaft des islamischen Gelehrten Gülen heißt stets Frieden, Frieden und nochmal Frieden: „Völlig unabhängig davon, in welchem Umfeld man sich befindet, sollte jeder Mensch bestrebt sein, einen globalen Frieden und ein friedliches Zusammenleben zu erreichen. Der Segen liegt im Frieden und der Frieden ist stets gesegnet.“ Seine Worte und symbolischen Handlungen inspirieren Millionen Muslime weltweit dazu, sich in der Hizmet-Bewegung zu engagieren und zu versuchen, in ihrem Umfeld selbst ein Vorbild an Toleranz und Dialogfähigkeit zu sein.

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Struktur
Wie ist Hizmet in Deutschland strukturiert und in welchen Projektfeldern betätigen sich Hizmet-Engagierte?

Kunst- und Kultur-Aktivitäten sind wesentliches Mittel für die Kommunikation und Harmonie innerhalb einer Gesellschaft, aber auch zwischen fremden Gesellschaften. Deswegen unterstützen Menschen in Hizmet unterschiedlichste Aktivitäten, die der künstlerischen Bildung sowie der Kunstproduktion dienen. Wir organisieren Ausstellungen, Museumsbesuche oder Kulturreisen. Gülen selbst motiviert Menschen gegenüber allen Kunst Bereichen ihre Scheu abzulegen- selbst in Kunstformen wie zum Beispiel dem Ballett welches bisher kaum bis gar nicht von MuslimInnen ausgeübt wird.

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Weltweit gibt es Kriege und schwere Klimakatastrophen, die die Menschheit stark gefährden. Humanitäre Hilfe ist folglich in Krisensituationen oft das dringendste Gebot der Stunde. Menschen in Hizmet sehen es als ihre soziale Verantwortung, der Menschheit in jeder noch so aussichtslosen Situation zu Diensten zu stehen. Sie helfen den Opfern von Naturkatastrophen, Kriegen oder extremer Armut durch medizinische oder karitative Dienstleistungen entweder in konkreter Eigenarbeit oder im Verbund mit entsprechenden Netzwerken. Auch die Bekämpfung von Armut und die Vermeidung von Ungleichheit in der Einkommens- und Vermögensverteilung zählt für uns zum Wesen globalen Friedens. Die Organisation Time-to-Help wurde eigens für derartige Hilfen gegründet.

Spirituelle Entwicklung ist eine wichtige Dimension des menschlichen Seins und die „Ernährung des Geistes“ gehört für Menschen in Hizmet zum wesentlichen Kern ihres Engagements. Statt einer Fixierung auf feste religiöse Rituale oder kulturelle Vorschriften, ist für eine spirituelle Entwicklung nach unserer Überzeugung die innere Haltung maßgeblich. Selbst-Bewusstsein (im eigentlichen Wortsinn) bedarf ausreichend Zeit für bewusste Reflexion und Raum für einen respektvollen Austausch im vertrauensvollen Miteinander. Dafür bieten wir regelmäßig unterschiedliche Formate an, etwa Lese- und Gesprächskreise („Sohbets“), Seminare, Panels oder Mentoring Programme.

Die Hizmet-Bewegung besteht aus vielen dezentralen kleinen Vereinen und Gruppen, die sich weitestgehend selbst organisieren. In Deutschland ist in den letzten zwanzig Jahren ein breites Sammelsurium an Vereinen entstanden, in denen sich unterschiedlichste Menschen auf unterschiedlichste Art und Weise engagierten. (Bildungsvereine, Dialogvereine, Unternehmerverbände). Der gelegentlich vorgetragene Vorwurf, dass Hizmet wie ein Geheimbund organisiert sei, beruht auf dem Irrtum, dass es hinter Hizmet eine geschlossen-informelle Organisationsstruktur gibt, die es nun mal nicht gibt. Hizmet ist wie die Friedensbewegung oder die Umweltschutzbewegung, ein informelles „chaotisches“ Netzwerk.

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In Deutschland hat sich – auch aus Gründen der gesellschaftlichen Akzeptanz – in den letzten Jahren eine stärkere institutionalisierte Organisationsstruktur herausgebildet: Entstanden sind 2006 der Verein Academy in Frankfurt, dem sich etwa 150 lokale Bildungsvereine angeschlossen haben, 2009 der Bundesverband der Unternehmervereinigungen (BUV) mit inzwischen 20 Mitgliedsvereinen, die insgesamt 3.000 Unternehmen mit zusammen etwa 40.000 Mitarbeitern versammeln und 2013 der Bund Deutscher Dialog-Institutionen (BDDI), mit 15 Dialog Vereinen, die gemeinsam einmal im Jahr den mit 5.000 Euro dotierten Dialogpreis vergeben.

Die Dachverbände haben keinerlei Weisungsbefugnis. Sie dienen dem Erfahrungsaustausch, organisieren Fortbildungen oder versuchen durch Kooperationen sich beispielsweise Verwaltungsarbeit zu erleichtern.

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Der Dialogpreis wird vom Bund Deutscher Dialog-Institutionen (BDDI) einmal im Jahr vergeben. Er ist mit 5.000 Euro dotiert. Damit werden Personen und Institutionen gewürdigt, die maßgeblich zum Dialog der Kulturen, Religionen und somit dem friedlichen Zusammenleben in unserer Gesellschaft beitragen. Die Preisträger waren bislang die Schriftsteller Feridun Zaimoglu, Navid Kermani und Asfa-Wossen Asserate, die Theologen verschiedener Religionen Karl-Josef Kuschel, Meinhard Tenné, Thomas Lemmen und Ben Chorin, die Politiker Hans-Dietrich Genscher und Cornelia Piper sowie der TV-Moderator Günther Jauch und der Frankfurter Verein Interkultureller Rat.

Die Stiftung Dialog und Bildung in Berlin dient als zentrale Anlaufstelle, die fundamentale Antworten auf grundsätzliche Fragen geben kann, die GesprächspartnerInnen mit entsprechender Expertise für spezielle Fragen vermitteln kann; eine zentrale Stelle, die verständliches Informationsmaterial aufbereitet und die den Dialogprozess auf Bundesebene führt. Der Stiftungszweck lautet: Völkerverständigung, Förderung der Wissenschaft und Forschung, Volks- und Berufsbildung und bürgerschaftliches Engagement. Das Stiftungskapital wurde durch etwa 70-80 Zustifter gesammelt. Alle Vereine der Hizmet-Bewegung legten großen Wert darauf, dass die Stiftung kein Dachverband ist: Sie ist Sprachrohr für die gemeinsame Idee, nicht für die einzelnen Projekte. Auch die Stiftung Dialog und Bildung hat keinerlei Weisungsbefugnis. Hier sitzt kein Chef, keine Chefin. Nur AnsprechpartnerInnen. Hier wird nicht der Ton angegeben, sondern höchstens eine Frage beantwortet oder weitergeleitet.

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In den 90er Jahren entstanden in Deutschland erste Dialog Vereine. Hier versammeln sich türkischstämmige Einwanderer, die sich für das friedliche Zusammenleben zwischen Angehörigen unterschiedlicher Kulturen, Nationen und Religionen engagieren. Sie veranstalten Informationsabende zu Themen wie Migration, Werte in einer postmodernen Gesellschaft, Bilinguale Erziehung, interreligiösem Dialog oder interkulturelle Kompetenz. Gemeinsam mit anderen zivilgesellschaftlichen Gruppen (nicht-muslimischen Gemeinden, Volkshochschulen, politischen Stiftungen etc.) feiern sie gemeinsam Feste, etwa das Noah-Fest zusammen mit jüdischen, christlichen und muslimischen Mitbürgern, Lesungen, Tanzaufführungen. Viele Dialog Vereine organisieren auch gemeinsame Studienreisen in alle Welt. Ein beliebtes gemeinsames Reiseziel der letzten Jahre war Jerusalem.

Viele türkische Einwanderer haben sich in Deutschland selbstständig gemacht und sind als Geschäftsleute sehr erfolgreich. Manche von ihnen haben bereits selbst von der Bildungsarbeit der Hizmet-Bewegung profitiert. Ob aus Dank oder schlicht aus Begeisterung für die Sache – viele wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmer fördern die Hizmet-Bewegung finanziell. So suchen sie natürlich auch den Austausch mit anderen bildungsaffinen Unternehmern und haben sich vereinzelt – nach Branchen oder Regionen – in Vereinen zusammengeschlossen. Nicht die ethnische Herkunft, sondern das gesellschaftliche Engagement und die europäisch geprägte Perspektive der Mitglieder steht dabei im Mittelpunkt.

Jenseits der lokalen Vereinsarbeit haben sich auch internationale Events in Deutschland etabliert, die von der Mehrheit der Gesellschaft bis heute erstaunlicherweise nicht wahrgenommen werden. Dabei kommen zum Beispiel beim jährlichen Internationalen Sprach- und Kulturfestival (International Festival of Language and Culture IFLC), das 2003 das erste Mal veranstaltet wurde, mittlerweile über 2000 Teilnehmer aus 145 Länder zusammen. Auf der Bühne zeigen sich – im interkulturellen Austausch – künstlerische Talente aus aller Welt. Die gemeinsame Botschaft aller heißt Frieden, Freundschaft und Miteinander.

Die „Kulturolympiade“ ist ein 2011 erstmals durchgeführter, bundesweiter Sprachwettbewerb, in dem die deutsche und die türkische Kultur im Mittelpunkt stehen. In den Kategorien Theater, Gesang, Gedicht und Tanz wetteifern Kinder und Jugendliche vom Casting bis zum Finale um den Sieg. Bei der Bundespreisverleihung werden die drei Besten jeder Kategorie vor tausenden Gästen geehrt und prämiert. Doch auch alle anderen werden in regionalen Preisverleihungen für ihren Auftritt geehrt und erhalten Sachpreise, Urkunden und Medaillen.

Die Hizmet Bewegung hat ihren territorialen Ursprung in der Türkei, wodurch sich auch die Mehrzahl der AkteurInnen türkischstämmig kennzeichnet. Mit der Inspiration durch Fethullah Gülen zogen in den 80er Jahren viele Hizmet Engagierte in die weite Welt hinaus, um dort ihren Hizmet-Dienst zu verrichten. Die damals stark dem türkischen Format angepasste Version der Aktivitäten in diesen Ländern nahm mit der Zeit neue Züge an. Je stärker die AkteurInnen integriert und eingegliedert waren in lokale Verbindungen und Netzwerke, je mehr Menschen aus der jeweiligen Mehrheitsgesellschaft mitmischten und teilnahmen, passte sich das Hizmet Format den regionalen und lokalen Bedürfnissen an. So werden zum Beispiel neben Bildungs- und Dialog Angeboten auch medizinische Dienste oder Brunnenbau-Aktionen in Afrika hinzugezogen. Des Weiteren sind in vielen Ländern bereits Engagierte in der zweiten oder gar dritten Generation dort zu Hause und bilden mit ihren Transnationalen Identitäten ein diverses Spektrum an Hizmet Engagierten.

Prinzipiell gibt es keine Ausschlussmechanismen zur Ausübung von Aufgaben und Besetzung von Positionen des Geschlechts. Fethullah Gülen spricht sich in einem Interview* zur Gleichberechtigung der Frauen aus und bekräftigt, dass Frauen jeder Tätigkeit nachgehen können. Leider ist es aktuell bei der praktischen Umsetzung noch nicht gewährleistet, dass jeder Posten in den Hizmet-Einrichtungen männlich und weiblich besetzt ist, allerdings nimmt die Zahl der Frauen in Leitungspositionen in den letzten Jahren zu.
“Frauen können jede Position bekleiden. Vielleicht ist es nicht ganz einfach, diesen Schluss aus den Quellen von heute abzuleiten. Aber die historische Erfahrung zeigt, dass Abu Hanifa zufolge Frauen etwa durchaus auch Richterinnen werden können. Abu Hanifa hat seine Aussagen nicht gemacht, um sich damit selbst gefällig zu sein. Von daher können wir davon ausgehen, dass die maßgeblichen Quellen den Frauen die Erlaubnis dazu erteilen. Das Amt für religiöse Angelegenheiten [in der Türkei] hat eine bemerkenswerte Initiative gestartet, im Rahmen derer neue weibliche Beamte in verschiedenen Ministerien eingestellt werden, sodass Frauen in Zukunft bequemer um Auskunft ersuchen können. Frauen können alles sein, Ärztin, aber auch Soldatin. Am wichtigsten ist, dass sie ihren Glauben leben. Während das einigen von ihnen im öffentlichen Dienst gelingt, scheitern andere daran, obwohl sie zu Hause bleiben.”

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Aktuelles
Fragen und Antworten rund um Politik, Gesellschaft sowie Diffamierungen vonseiten ideologisierter Akteure.

Der Begriff „Islamist“ wird unterschiedlich verwendet. Fälschlich, aber leider inzwischen üblicherweise werden Gewalttäter, die sich auf den Islam berufen, als „Islamisten“ bezeichnet und folglich eine gesamte Religion im Wortlaut (Islam-ist) in den Generalverdacht gezogen. Hizmet Anhänger lehnen entschieden jede Form der Gewalt ab. Insofern ist „Islamist“ ganz sicher keine zutreffende Bezeichnung für Hizmet-Engagierte. Richtig verwendet bezeichnet „Islamist“ jemanden, der Islam und Politik verknüpft, ohne dabei Gewalt anzuwenden; insofern vertreten Hizmet Menschen einen zivilen Islam: Wir wollen eine demokratische Gesellschaft, in der eine staatlich garantierte Religionsfreiheit auch die Ausübung des islamischen Glaubens ermöglicht.

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Für Hizmet Anhänger ist der Mensch als Individuum Ausgangspunkt des Handelns. Jeder Mensch als Einzelner trägt die Verantwortung für sein eigenes Leben, aber auch für den Zustand der Gesellschaft. Wir warten nicht darauf, dass der Staat oder eine Organisation etwas für uns tut, sondern übernehmen selbst Verantwortung. Damit gehört es zum Kern unseres Engagements, dass wir uns für Demokratie und Menschenrechte einsetzen. Dabei berufen sich viele auf ihren muslimischen Glauben.

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Die sufistische Islamlehre besagt, dass die Wahrheit keinerlei geschlechtliche Beschränkung und Unterscheidung kennt. Auch der Islam bestimmt Mann und Frau nicht als gleich, aber sehr wohl als gleichberechtigt. Gülen selbst initiiert seit Jahren in seinen Vorträgen und Texten einen emanzipierten Kurs. Für ihn können Frauen jedes Amt und jeden Beruf ausüben. Er spricht sich gegen die patriarchalen und diskriminierenden Gepflogenheiten in muslimischen Kreisen aus. Viele seiner Denkansätze sind von stark feministischer und revolutionärer Natur. Der Bildungsfaktor im demographischen Wandel in der Hizmet Bewegung hat insbesondere die Frauen zu großen Bildungsaufsteigerinnen gemacht. Im Vergleich zur Anfangsgeneration der Hizmet Menschen, sind heute insbesondere die Frauen wesentlich besser gebildet und haben akademische Abschlüsse. Dies führt zum Wandel in ihren Tätigkeitsfeldern, welches sich auch auf die Frauenfrage widerspiegelt. Im Vergleich zu den Frauen vor 30 Jahren, sind heute die Akteurinnen in fast allen Bereichen vertreten.

Selbst für das bislang bildungshemmende Kopftuchverbot an Universitäten fand der Prediger Gülen versöhnliche Worte: Das religiöse Gebot sich zu bilden sei wichtiger als das religiöse Gebot Kopftuch zu tragen, erklärte er. Er ermutigte Unternehmer, die selbst Töchter hatten, Wohnheime zu gründen, in denen „Ablas“, große Schwestern wie Ersatzmütter für die jungen Mädchen sorgten und zugleich sicherstellten, dass sie unversehrt (siehe politische Unruhen Türkei in 80er 90er Jahre) die Universität besuchen konnten. Gülen ermöglichte damit einer Vielzahl von religiös sozialisierten Mädchen eine akademische Bildung, obwohl das Kopftuch verboten war – und zwar noch bis sage und schreibe 2011!
In einer Gesellschaft, in der die meisten Mädchen nicht von einem Dorf ins andere fahren durften, weckte Gülen die Gedankenfreiheit, auch Frauen könnten erst eine Schule im Dorf, dann eine weiterführende Schule in der Großstadt besuchen, sie könnten einen Universitätsabschluss in Istanbul, Ankara oder sogar im Ausland machen, um schließlich einen Beruf irgendwo in der Welt auszuüben. Das war ein unfassbarer emanzipatorischer Erfolg für Tausende von Frauen aus bildungsfernen Familien!

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Sufi-Meister in der Tradition von Rumi und Nursi, wie Gülen einer ist, haben sich aus aktuellen politischen Fragestellungen immer herausgehalten. Sie haben nie klare politische Appelle formuliert, sondern höchstens als mahnende Intellektuelle zur Besinnung aufgerufen. Wichtig hierbei ist die Unterscheidung von Politisierung, aktiver Politik und des zoon politikon (der Mensch als soziales und politisches Wesen in einer Gemeinschaft). Letzterem gebührt bei dieser Frage der Fokus. Gülen predigt ein tugendhaftes Leben. Ist der Mensch tugendhaft, so wird er in allen Belangen tugendhaft sein – in Staat und Stadt ebenso wie in der Wirtschaft. Das, was der Mensch glaubt und was er betet, das soll sich auch in seinem Tun spiegeln. Religion ist damit keine intellektuelle Frage, sondern der Ausgangspunkt konkreten sozialen Handelns. Religiöse und soziale Aktivitäten gehen ineinander über. Statt religiöse Identität und weltliche Erfahrung künstlich aufzuspalten, fordert er seine Gemeinde auf, den eigenen Glauben niemals losgelöst von den gesellschaftlichen Aspekten des Menschen zu betrachten. Insofern ist Gülen ein politischer Prediger, der „jeder Partei gleich nah“ steht aber dennoch nicht aktiv am politischen Geschehen mitwirkt (F. Mercan).

Politische Ämter hat Gülen nie angestrebt. Machtpolitische Interessen sind ihm fremd. Allerdings wagte es Gülen in den letzten Jahren immer wieder, bestimmte Aktivitäten der türkischen Regierung aus der Ferne kritisch zu kommentieren oder zumindest zu hinterfragen: etwa den Mavi Marmara-Vorfall, das gewaltsame Vorgehen gegen die kurdische Bevölkerung oder das brutale Vorgehen gegen die Demonstranten im Gezi-Park. Das politische Interesse Gülens zentriert sich im Bereich der Demokratie, Menschenrechte und des Weltfriedens.

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In der Türkei gibt es bis heute erbitterte Feindschaften zwischen unterschiedlichsten sozialen Gruppen. Jeder ist mit jedem entzweit. Alle Menschen, die mit Andersartigkeit auffallen, Christen, Juden, Armenier und ganz besonders Kurden und Aleviten, erfahren Diskriminierungen in der Türkei – jahrzehntelang sogar gesetzlich verordnet. Fethullah Gülen hat diese traditionellen Jeder-gegen-jeden-Konflikte, die sich von staatlicher Seite propagandistisch geschürt schon fast ins Selbstverständnis der Türken einbrannten, mit größter Sorge betrachtet. Als am 12. März 1995 im Istanbuler Stadtteil Gezi 15 Aleviten durch die Polizei getötet wurden, kritisierte Gülen das Vorgehen der Polizei und veröffentlichte eine Solidaritätsadresse. 1998 schickte Gülen eine Gruß-Botschaft an die für Aleviten höchstbedeutsame Ahl-al-Bayt-Versammlung türkischer und kurdischer Aleviten und betonte darin die Notwendigkeit eines Dialogs. In einer Phase tief sitzenden Hasses gegenüber griechisch-orthodoxen Christen traf sich 1996 Fethullah Gülen mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus I. Im selben Jahr eröffnete Gülen ebenso demonstrativ den Dialog mit den Armeniern, die in der Türkei seit den Zeiten der Jungtürken jahrzehntelanger Bedrängnis und Diskriminierung ausgesetzt sind, und traf sich mit dem armenischen Patriarchen Mesrob Mutafyan, dem Oberhaupt der in der Türkei verbliebenen Minderheit von etwa 60.000 armenischen Christen. 1998 wurde Gülen von Papst Johannes Paul II. bei einer Audienz empfangen und traf sich – was symbolisch wohl noch schwerer wog – im selben Jahr auch mit Eliyahu Bakshi-Doron, dem Oberrabbiner der sephardischen Juden Israels.

Ein muslimischer Prediger, der zu Dialog, Toleranz und friedlichem Zusammenleben zum Wohle aller aufruft, der sich für die Rechte von Minderheiten einsetzt und sich mit Bildungsprojekten für die einfachen Bürger engagiert, passt nicht ins Weltbild traditioneller Türken: Für türkische Nationalisten ist Gülen ein Geheimagent des Westens, der die Türkei dem Westen unterordnen will. Für kurdische Nationalisten und Anhänger der Terrororganisation PKK ist er jemand, der die Assimilation der Kurden will. Für radikale Islamisten ist Gülen eine Person, die mit den Ungläubigen an einem Tisch sitzt. Für Islamgegner ist er hingegen ein fanatischer Muslim. Und die Kemalisten betreiben Doppelspiel: In der Türkei stellen sie Hizmet an die Seite des Vatikans, der USA und Israels und bedienen damit ultranationalistische und turanistische Vorbehalte. Im westlichen Ausland ordnen sie Hizmet dagegen der Seite von Scharia-Anhängern und Islamisten zu. Weniger als Anerkennung und Respekt also erntet Fethullah Gülen für sein Engagement Spott, Verachtung und Hass. Die immense Stärke, mit der Gülen – allen Anfeindungen zum Trotz – sich immer wieder in den Dienst seines Glauben und seiner Überzeugungen stellt, ermutigt bis heute viele Menschen, sich in der Hizmet-Bewegung ein gleicher Weise zu engagieren.

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  • „Unabhängige Justiz. Die Gerichtsverfahren um Fethullah Gülen im Zuge der Demokratisierung der Türkei“. James C. Harrington. Main Donau Verlag.

Tatsächlich zusammengetroffen sind Fethullah Gülen und Recep Tayyip Erdoğan nur ein- oder zweimal in den 90er Jahren, als Erdoğan noch Bürgermeister von Istanbul war. Alle anderen Bilder, die im Internet kursieren sind Fotomontagen. Zu Beginn seiner staatspolitischen Karriere distanzierte sich Erdoğan von den islamistischen Überzeugungen seines Lehrmeisters Erbakan, sprach stattdessen von einem gemäßigten Islam, von einer strikten Trennung von Staat und Religion, forderte jedoch zugleich – im Sinne der Emanzipation der Frauen – das Recht, ein Kopftuch zu tragen, und übernahm auch sonst einige Argumente der Hizmet-Bewegung. Dieser Kurs Erdogans wurde auch stark von der EU unterstützt, sodass es zu Aufnahmeverhandlungen kam. Auch viele Hizmet Menschen traten offen für diese AKP ein, wählten Erdoğan und ließen sich, in Hoffnung auf eine bessere Türkei, für seine Interessen vor den “politischen Karren” spannen. Und so schaffte er, was nur wenige für möglich gehalten hatten: einen erdrutschartigen Wahlsieg mit der AKP. So entstand der Mythos vom Bündnis zwischen Gülen und Erdoğan. Inzwischen hat sich das Rad gedreht: Die Ideen und Ideale der Hizmet-Bewegung sind mit den politischen Vorstellungen und Ansprüchen Erdoğans nicht vereinbar. Deswegen werden sie von Erdoğan massiv bekämpft.
Hizmet ist aufgrund der großen Überzeugungskraft der friedlichen Aktivisten, aufgrund des völkerverständigenden Engagements und des unermüdlichen Einsatzes für Demokratie und Menschenrechte tatsächlich eine Gefahr – nicht für Demokratie und Menschen, sondern für ein autokratisches Präsidialsystem, wie Erdoğan es sich erträumt. Ebenso stellt die Bewegung mit ihrer sunnitisch- demokratischen Form auch einen Widerstand gegen alle extremen, radikalen und fundamentalistischen Strömungen des Islam dar.

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Der Schutz der Umwelt ist für Muslime eine Verantwortung, die sie selbst in den aussichtlosesten Momenten erfüllen sollten. In einem Hadith heißt es, dass man, selbst wenn man kurz vor der Apokalypse steht, die Pflanze, die man in der Hand hält, einpflanzen sollte. Diese Grundhaltung fordert eine aktive Haltung im Sinne des Umweltschutzes und eine Pflicht der Nachhaltigkeit für nachfolgende Generationen. Auch sind Verschwendung und übermäßiger Konsum (was häufig die Hauptursache von Umweltschäden sind) im Islam verpönt.
Mit dem Jugendprojekt Young Leaders startete Hizmet ein Umweltprojekt und hat dieses Thema auf der Tagesordnung.

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Eine Zukunft ohne eine selbstbewusste Jugend ist nicht denkbar. Diese Jugend muss Möglichkeiten der kreativen Entfaltung und das Recht der selbstbestimmten Mitwirkung haben. Heute haben Jugendliche und junge Erwachsene über Jugendplattformen und Formate, die ihnen einen Raum für ihre Ideen bieten, die Möglichkeit mitzumischen und AkteurInnen der Hizmet Bewegung zu sein. Ihre Ideen, Anregungen und Kritik stoßen immer auf offene Ohren.

Wir, Hizmet Engagierte schließen uns dem Präsidenten des WJC Ronald S. Lauder  in seiner Aussage, Europa habe ein „ernsthaftes und erschreckendes“ Antisemitismus-Problem, an. Seit dem Einzug rechtspopulistischer Parteien in den Bundestag sind auch in Deutschland antisemitische und rassistische Aussagen in der Öffentlichkeit erneut salonfähig geworden. Lehren aus der jüngsten Zeitgeschichte geraten wohl mancherorts in Vergessenheit. Diesem Hassklima Einhalt gebieten, Courage im öffentlichen Raum bewahren und sich mit jüdischen Mitmenschen zu solidarisieren, ist heute wichtiger denn je. Insbesondere auch in den eigenen Reihen. Immer wieder begegnen wir der Kritik, gerade die antisemitischen Ressentiments unter muslimischen Jugendlichen und Communities zu missachten oder zu unterschätzen. Diese Kritik hat Hizmet als Aufforderung der Selbstreflexion aufgegriffen und setzt sich mit der Thematik des Antisemitismus auseinander.

In einem Interview des The Atlantic von 2013 wird Fethullah Gülen gefragt wie er auf Aussagen über Juden oder Israel in frühen Predigten, die als antisemitisch empfunden werden reagiere. Gülen antwortet:

Wir können diese Angelegenheit aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Erstens ist es einem Menschen immer möglich, eine Evolution in seinem Denken zu durchlaufen. In einem Artikel, den ich vor Jahren geschrieben habe, habe ich gefragt: Bist du heute dieselbe Person wie gestern? Und sind Ihre Gesprächspartner die gleichen Leute wie gestern? Weder Sie sind genau dieselbe Person noch Ihre Gesprächspartner, was bedeutet, dass morgen auch keiner von Ihnen dieselbe Person sein wird.

Die Handlungen und Einstellungen Ihrer Gesprächspartner wirken sich auf Ihre Ansichten und Äußerungen aus. Während des interreligiösen Dialogprozesses der neunziger Jahre hatte ich die Gelegenheit, Praktizierende nichtmuslimischen Glaubens besser kennenzulernen, und ich hatte das Bedürfnis, meine Äußerungen aus früheren Perioden zu überarbeiten.

Ich gebe aufrichtig zu, dass ich einige Verse und prophetische Sprüche missverstanden haben könnte. Ich erkannte und erklärte dann, dass die Kritiken und Verurteilungen, die im Koran oder in der prophetischen Tradition zu finden sind, nicht gegen Menschen gerichtet sind, die einer religiösen Gruppe angehören, sondern gegen Merkmale, die in jeder Person zu finden sind.

In einigen Fällen wurden meine Worte aus dem Zusammenhang gerissen. Manchmal extrahieren Menschen mit fragwürdigen Absichten selektiv Aussagen aus meinen Reden und Schriften, ohne Rücksicht auf den Kontext oder die Umstände. Meine Bemühungen um einen interreligiösen Dialog wurden kritisiert, weil sie die Sicht der Muslime auf Juden und Christen milderten. Ich habe nichts getan, von dem ich nicht glaubte, dass es in die Fußstapfen des Propheten Mohammed tritt. Er war derjenige, der für einen Trauerzug eines in Medina lebenden Juden aufstand und Respekt für einen verstorbenen Mitmenschen zeigte.
Es ist eine Tatsache, dass ich in der Vergangenheit bestimmte Aktionen Israels kritisiert habe. In meinen Predigten in der Moschee verurteile ich aber auch kategorisch Terrorismus und Selbstmordattentate gegen unschuldige Zivilisten.

Bei näherer Untersuchung kann man feststellen, dass Fethullah Gülens Bestrebungen für einen muslimisch-jüdischen Austausch bereits ins Jahr 1996 reichen. Er ist in der Türkei der erste muslimische Glaubensvertreter, der den Dialog aufsucht und ein Treffen mit David Aseo und Eliyahu Bakshi Doron als Vertretern der jüdischen Gemeinde in der Türkei organisierte. In seiner Biographie, die von Faruk Mercan verfasst wurde, beschreibt Gülen, wie er in jungen Jahren in Edirne samstags in der Synagoge von den hinteren Reihen aus dem Minjan gelauscht habe. Auch Hizmet Menschen initiieren seit einigen Jahren sowohl auf lokaler als auf Bundesebene Möglichkeiten der Zusammenkunft. Genau diese sind es, die ein besseres Verständnis für das Gegenüber, die Überwindung von eigenen Vorurteilen und Berührungsängsten ermöglichen. Zu den wohl bewegendsten Veranstaltungen zählen die Konferenz zum Thema „gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit“ des BDDI, Zeitzeugengespräche oder nicht zuletzt die Trialogreisen nach Jerusalem. In diesem Kontext ist ein Leuchtturmprojekt das House of One in Berlin, dass Hizmet Engagierte gemeinsam mit der evangelischen Kirchengemeinde St. Petri-St. Marien und der Jüdischen Gemeinde zu Berlin ins Leben gerufen haben.

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In einem Interview mit dem Wall Street Journal im Januar 2014 benennt Gülen die Enttäuschung der Türken, die die Verfassungsreformen von 2010 als einen guten Anfang in die richtige Richtung unterstützt hätten und den Demokratieprozess nun ins Gegenteil verkehrt sähen: „Turkish people who supported the constitutional amendments of 2010 with the phrase‚ good but not sufficient’ are upset that in the last two years the democratic progress is now being reversed.“[1] Und im Dezember 2014 sagte er unmissverständlich gegenüber der Süddeutschen Zeitung, „nachdem das Land vom Joch des Militärs befreit war“, habe die AKP „das Joch einer Partei“ errichtet.[2] Doch das einzig richtige Mittel, dagegen vorzugehen, liege in gesellschaftlichem Engagement. „We will continue to advocate for democracy “[3], hatte Gülen dem Wall Street Journal 2014 gesprochen.

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